Seit Monaten warte ich auf das Programm des MDR Musiksommers 2014. Die Konkurrenz schläft nicht wie der MDR. Sie wirbt längst für sich, schickt mir die Programme aus Meck-Pom und dem Rheingau ins Haus. In der MDR-Zentrale in Leipzig herrscht dagegen geheimnisvolle Stille.
Bis zum vergangenen Wochenende. Da taucht das Programm, natürlich unangekündigt für das breite Publikum, im Internet auf. Das Programmheft als PDF-Version, sogar buchbare Angebote im Ticketshop des MDR. Aber da beginnt das Dilemma.
Nach dem Konzert Nr. 32 (von 52) ist Schluss mit lustig, weil nicht mehr buchbar im Netz. Also ran ans Telefon, Samstag Nachmittag habe ich Glück mit der Tickethotline. Ich sage meine Wünsche an: Bonuscard Klassik und sechs Karten mit dem Bonus der Bonuscard. Vorher im Netz hatte ich die halbe Bestellung schon aufgegeben, nur noch nicht abgesendet.
Bitte warten Sie, flüstert mir die Dame am Ticket-Telefon. Also ich rein in die Warteschleife, leider kein Musiksommer-Konzert vom letzten Jahr. Dann eine Enttäuschung. Die Dame sagt mir mit fester Stimme, die Bonuscard gilt nicht mehr für den Musiksommer 2014.
Mein Einwand, ich habe doch schon im Netz bestellt mit Bonuscard, das Netz hat das akzeptiert, weil die Geschäftsbedingungen im Netz das sagen, bleibt ungehört. Also nehmen Sie jetzt die Karten ohne Bonus? Bei dem Ultimatum und dem in Aussicht gestellten Kunstgenuss (Thomanerchor, Berliner Philharmoniker etc.) unterdrücke ich meinen Verdruss.
Den formuliere ich in einer E-Mail an zwei Chefs des MDR, die sich um die klassische Musik kümmern sollen. CC der Mail geht an einen mir lange bekannten und von mir sehr geschätzten Kollegen, zufällig der Hörfunkchef des MDR.
Meine Fragen:
Warum steht nicht das gesamte buchbare Programm im Netz?
Warum stehen Geschäftsbedingungen im Netz, die beim Bestellvorgang im Netz akzeptiert werden, am Telefon aber nicht?
Ach ja. Am Sonntag treffe ich unterwegs beim Wandern eine liebe Kollegin und erzähle ihr irgendwann von meinem Erlebnis mit dem MDR-Musiksommer 2014 im Netz. Sie murmelt was vom Raumschiff Musiksommer, das sich verselbstständigt habe und lacht über den Ort für das Eröffnungskonzert, die Messe Erfurt, ein gewöhnlich häßlicher Zweckbau.
Aufgeführt wird dort „All rise“ von Wynton Marsalis. Da geht es, laut werbender Ankündigung des MDR, u. a. „um den Weg zur Selbstfindung zwischen Konflikt, Schmerz und Freude.“ So ähnlich sind meine Gefühle, Schmerz und Freude. Und der MDR Musiksommer 2014 hat noch nicht zu sich selbst und zum Publikum gefunden.
Die Antwort auf meine Mail lässt seit 50 Stunden auf sich warten. Na ja, es war Wochenende. Aber träumt mal weiter in Leipzig oder Halle oder im Weltraum in eurem Raumschiff, liebe Kollegen vom MDR Musiksommer, ich gönne euch das von Herzen. (miplotex)