Die Blechbläser der Berliner Philharmoniker spielen in der Champions League. Das merken längst nicht alle Zuhörer. Ein phantastisches Abschlusskonzert des MDR-Musiksommers 2014 mit störenden Nebengeräuschen.
Bier und Bratwurst und Brasstperfekt. Die Staumauer an der alten Talsperre in Tambach-Dietharz im Thüringer Wald bildete gestern die einmalige Kulisse für das Konzert der zwölf Blechbläser der Berliner Philharmoniker, die an so einem Ort auch noch nicht gespielt haben. Dabei kommen sie weit in der Welt herum.
Bier und Bratwurst für einen Teil der vielleicht 500 Zuhörer. Händel und Bach und, als letzte Zugabe, die „Berliner Luft“ für alle, die gekommen waren. Das Programm war schon recht „bunt“: Bachs „O Jesulein süß“, der „Kracher“ mit der fünfteiligen Carmen-Suite von Bizet und moderne Klassiker von Glenn Miller, eine Hommage an prickelnde geistige Getränke von Goff Richards. Als Zugabe Berliner Waldbühnenflair.
Sie haben richtig gut gespielt, solistisch und alle zusammen, transparent, als Posaunen-Quartett, die Trompete verpaßte auch mal einen Einsatz ein bisschen, aber so einen unerhörten Klang hört man nur selten in dieser Perfektion. Hornistin Sarah Willis moderierte sehr sympathisch, animierte das Publikum und frierte mit ihren elf Männern auf der Bühne und den Zuhörern. Nur gut, ich saß und frierte in der fünften Reihe (von vielleicht 25 Reihen), hatte aber das Glück, ganz nahe dem Klang zu sein.
Denn in den Reihen vor, hinter und neben mir wurde getrunken, geschmatzt und gequatscht, als ob wir einer Kurkapelle beim Kaffeekonzert lauschen. Musik als Hintergrundrauschen. Kinder wurden von ihren Eltern in dieses Konzert genötigt, na ja, nicht wundern, wenn sie dann quengeln. Zwischendurch „zerklatschten“ Zuhörer die mehrsätzigen Stücke von Händel, Miller und Kollegen. In der Pause murmelten junge Zuhörerinnen aus Dresden, mit denen ich sprach, was „von Perlen vor die Säue“ und so weiter. Das lasse ich jetzt mal so stehen.
In der ersten Reihe saß wie immer Herr Jueterbock vom MDR, der diesen Musiksommer organisiert, vor jedem Konzert immer dasselbe und zu lange redet, vor allem allen Sponsoren dankt und während der Konzerte eifrig Handyfotos macht. Er verkündete, schon letzten Freitag in Schloss Ettersburg bei Weimar und jetzt vor der Staumauer im Wald von Tambach-Dietharz: Das Programm für den MDR-Musiksommer 2015 „wird bald“ fertig sein. Und hoffentlich bald veröffentlicht. Und hoffentlich gibt’s dann auch bald Konzertkarten zu kaufen.
Nicht wie dieses Jahr, als der MDR bummelte und schnarchte, ehe er erst im März mit dem Programm auf dem Markt war.