Ein bisschen Gedränge im Theaterrestaurant zur Mittagszeit. 4 Journalisten, ca. 20 Mitarbeiter des Theaters Erfurt und ein Kulturdezernent verfolgen und informieren über den Spielplan 2024/2025.
15 Premieren kündigt der Künstlerische Betriebsdirektor Malte Wasem an. Eröffnen werden am 20. September „Herr Fuchs und Frau Elster“, ein Musiktheaterstück für Kinder. Ihnen folgt „Tosca“ 8 Tage später. Das künstlerische Programm für Menschen zwischen 3 und 103 Jahren, also Oper, Tanz, Konzert und andere Formate, ist sehr dem Publikum zugewandt. Keine Experimente, Labore bleiben geschlossen.
Es gibt wieder ein Spielzeitheft, was Gedrucktes, steht alles drin. Auf der Website des Theaters kann die digitale Variante heruntergeladen werden. Das Spielzeitmotto lautet „Gemeinsam“. Das lässt sich vielfältig interpretieren. Die Theatermacher meinen vor allem sich selbst, 330 Mitarbeiter aus 22 Ländern. Vielleicht darf ich ergänzen: Es geht auch nur „Gemeinsam“ mit dem zahlenden Publikum und der Öffentlichkeit, den Bürgern, die als Steuerzahler das Theater finanzieren.
Beim Blick zurück auf das Kalenderjahr 2023 überrascht die Verwaltungsdirektorin Christine Exel mit 3 Zahlen, hier zusammengefasst. Im Jahr 2023 zählte das Theater Erfurt 190.164 Besuche inklusive Domstufenfestenspiele. Die Auslastung wird mit 72,64 Prozent angegeben. Der Geschäftsbericht für 2023 wird bis zum 30. Juni 2024 vorliegen. Dann gibt’s auch valide und differenzierte Zahlen. Ich habe nachgefragt: Auch nicht zahlende Besucher sind gezählt worden, zum Beispiel bei den regelmäßigen Mittagskonzerten.
Randbemerkungen
In einer Pressekonferenz wird manches gefragt und gesagt, was nicht veröffentlicht wird (aus verschiedenen Gründen). „Warum bin ich überhaupt da?“, fragt hörbar der Erfurter Kulturdezernent nach 55 Minuten Schweigen. Herr Knoblich sieht das Theater in einer „Übergangszeit“, aber das wissen ja alle. Über den „Erfurter Theaterskandal“ (meine Formulierung) sagt er nur, dass es über einen möglichen Vergleich zwischen der Stadtverwaltung, also Oberbürgermeister, und Frau Witzmann, die ehemalige Gleichstellungsbeauftragte der Stadt, „nichts zu sagen“ gibt. Sie hatte bekanntlich den „Theaterskandal“ öffentlich gemacht.
Zweite Randbemerkung, die nicht überrascht. Laut Knoblich soll bis zum 30. Juni 2024 ein Aufhebungsvertrag mit Generalintendant Montavon abgeschlossen werden. Das könnte der letzte Amtstag von Oberbürgermeister Bausewein sein. Wenn ich das richtig sehe, müsste der neu gewählte Stadtrat so einem Vertrag zustimmen. Den ersten Aufhebungsvertrag hatte der aktuelle Stadtrat, zum Glück, nicht durchgewunken.
Ändern sich durch die Kommunalwahlen am 26. Mai (Stichwahl OB am 9. Juni) die politischen Machtverhältnisse in Erfurt, im Stadtrat und im Amt des Oberbürgermeisters oder der Meisterin, könnte der „Erfurter Theaterskandal“ neu aufgerollt werden. Mit neuen politischen Konstellationen und Entscheidungen. An dem Thema und Text für diesen Blog arbeite ich noch.
Gemeinsam führen? Warum nicht?
Gemeinsam führen und steuern Malte Wasem und Christine Exel das Theater Erfurt seit dem 1. Februar 2024. Seitdem habe ich die Beiden mehrfach aus der Nähe und in unterschiedlichen Situationen erlebt, mit ihnen geredet. Mein Eindruck nach über 100 Tagen in ihren neuen Aufgaben: Die Beiden machen das richtig gut. Sie arbeiten professionell, sind kommunikativ und strahlen Empathie aus.
Malte Wasem und Christine Exel könnten „Gemeinsam“ das Theater Erfurt, über die vorgesehene Übergangszeit, längerfristig in die Zukunft führen. Das wäre eine gute, machbare und zügig umsetzbare Perspektive für das Theater und das Publikum.