Kulturkonzept? Wie langweilig

Wie wird und was ist geplant? Kultur in Erfurt, verantwortet von der Stadtverwaltung im Dezernat Kultur und in der Kulturdirektion. Kein Kracher, der Leser und Mediennutzer, Theatergänger, Museums- und Bibliotheksbesucher brennend interessieren würde.

Pressekonferenz mit 6 (?) Journalisten und 14 (?) Mitarbeitern der Kulturverwaltung.

Kulturdezernent Dr. Tobias Knoblich hat ins Rathaus in Erfurt eingeladen zur „Pressekonferenz zum Kulturkonzept und strukturellen Veränderungen in der Kulturverwaltung“. Grübel, seufz, gähn.

Das letzte Kulturkonzept stammt von 2012, ist irgendwie in der Versenkung verschwunden, aber im Internet noch auffindbar. Natürlich, betont Knoblich, gibt es Erfolge zu vermelden, die auf dieses Kulturkonzept zurückgehen, Stichwort „Erinnerungskultur“.

Das fortzuschreibende Kulturkonzept enthält, so weit erkennbar, wenig Neues. Es wird aber ein Jahr Zeit brauchen, um fortgeschrieben zu werden. Macht die Kulturdirektion unter Leitung von Kulturdirektor Dr. Christian Horn nämlich selbst, die „Königsdisziplin Kulturkonzept“. Wer ist der König?

Das Theater Erfurt, „ein Tanker, der daneben läuft.“

Ach ja: Was und wer gehören alles zur „Kultur in Erfurt“? Das „große Theater“, „ein Tanker, der daneben läuft“ (Knoblich), der mit Millionen Euro von Steuermitteln von Stadt und Land gefördert wird? Oder die städtischen Bibliotheken und Museen, die gut besucht werden? Oder der Zoopark und der Egapark? Gehören die alle zur Kultur in Erfurt? Langweilige Fragen.

Ironie beiseite. Ein neues Museumsdepot wird dringend in Erfurt gebraucht. Sechs eingeladene Architekturbüros sollen bis Juni 2025 Machbarkeitsstudien erarbeiten. Vorgaben wie Nutzfläche 12.000 m² inklusive Restaurierungswerkstätten (noch im Alten Hospital), bevorzugter Standort Salinestraße (oder Alternativen). Und noch viel mehr Anforderungen.

Kultur planen: Was passiert in der Pop-Up-Ausstellungshalle in der Defensionskaserne auf dem Erfurter Petersberg? Die soll 2025 öffnen. Ein Mietvertrag ist vom privaten Eigentümer Frank Sonnabend, Stand heute, noch nicht unterschrieben, sagt Dr. Horn. Aber sonst schwärmt und schwurbelt er. Die Pop-Up-Ausstellungshalle wird ein „hochwertiger Hotspot für Kunst und Kultur“, „eine Sprunginnovation bei Ausstellungen“, „wird öffentlich großes Interesse hervorrufen“. Zusammengefasst von Horn: „So etwas gibt es in Europa nicht.“ Ich bin sehr gespannt!

Läuft noch sehr erfolgreich in der Kunsthalle Erfurt. Muss man gesehen haben.

Prof. Dr. Kai Uwe Schierz, Direktor der Kunstmuseen, wird ab 1.1.2025 als wissenschaftlicher Referent für Kunstfragen im Kulturdezernat tätig sein, sich u. a. um Künstlernachlässe kümmern, bei Kunstausstellungen mitarbeiten. DANKE!, lieber Herr Schierz, für wunderbare Ausstellungen und überhaupt die Arbeit in der Kunsthalle am Fischmarkt (seit 2001) und im Angermuseum bzw. als Direktor der Kunstmuseen (seit 2011).

Dr. Martin Sladezek, Direktor der Geschichtsmuseen, hat seine Kündigung zurückgenommen. Er soll laut Kulturdezernent Knoblich in einem „Aufbaustab Welterbe“ mitarbeiten. Dazu gehören die 2 UNESCO-Welterbe-Beauftragten, vielleicht weitere Menschen. Die „neue Struktur“ im Kulturdezernat soll ein Betreibermodell für das jüdische Welterbe in Erfurt vorschlagen, ein Welterbezentrum und weitere praktische Dinge binnen 2 bis 3 Jahren vordenken. Mal schauen, was das wird.

Zum Abschluss der Pressekonferenz macht die Kollegin von MDR Kultur doch noch das Fass auf. Kultur-Personal, das in der Stadtverwaltung tatsächlich oder vermeintlich unzufrieden und überlastet ist, gekündigt hat (oder auch nicht), abgemahnt worden ist. „Es gibt Spannungen wie überall“, kommentiert Knoblich kurz.

Dr. Knoblich (links) und Dr. Horn, die Erfurter Kulturverwalter. Alle Fotos: miplotex

Kulturdirektor Horn, assistiert von Knoblich, ist empört über meine Frage an ihn: „Wie viele Abmahnungen haben Sie in den letzten 2 Jahren gegen Mitarbeiter in der Kulturdirektion ausgesprochen?“ Fakt ist, eine ganze Reihe, um Mitarbeiter zu disziplinieren (meine Einschätzung). Natürlich gibt es keine Antwort vom Kulturdirektor. Horn trumpft dagegen auf. Auf aktuell ausgeschriebene Stellen in der Kulturdirektion gibt es „einen Stapel von Bewerbungen.“ Also kein Fachkräftemangel.

Freundliches Nachgespräch mit Kulturdezernent Knoblich. Sein Vertrag als kommunaler Wahlbeamter läuft am 31.01.2025 aus. Er will und muss sich wieder der Wahl stellen. Vor 6 Jahren war das eine „wilde Stadtratssitzung“ (meine Formulierung) mit der Wahl von 3 Dezernenten. Vermutlich im Dezember 2024 ist es so weit. Wer wird kommunaler Spitzenbeamter für Kultur in Erfurt? Das wird garantiert nicht langweilig werden.

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