Was für eine miese öffentliche Vorstellung. Was für ein abgekartetes Spiel. Nur 2 Minuten dauert das obskure Stück. Es geht ja nur um ein 4-Millionen-Euro-Defizit und 21,5 Millionen Euro Steuergeld für das Theater Erfurt.

Der Werkausschuss Theater, ein Gremium des Erfurter Stadtrates, soll den Geschäftsbetrieb des Theaters Erfurt kontrollieren. Ihm gehören 15 Stadträte aller 6 Fraktionen an. Hinzu kommen 11 sachkundige Bürger, die von 5 Fraktionen entsandt werden. Die Stadtverwaltung ist im Werkausschuss Theater durch Oberbürgermeister Andreas Horn (CDU) vertreten. Der lässt sich durch den Finanzbeigeordneten Steffen Linnert (SPD) vertreten. So viel zu den Akteuren des Schauspiels.
Am 26. Februar um 19:20 Uhr ruft die Sitzungsleiterin Professorin Dr. Regina Polster (CDU-Fraktion) im öffentlichen Teil der Sitzung den Tagesordnungspunkt Ö 4.1 auf, Drucksache 0180/24, „Feststellung des Jahresabschlusses 2023 des Eigenbetriebs Theater Erfurt. BE (steht für Berichterstattung): Leiterin des Beteiligungsmanagements, hinzugezogen: Werkleitung Theater Erfurt“.
Was passiert? Nichts. Keine Wortmeldung in der öffentlichen Sitzung. Kein Bericht von der Leiterin des Beteiligungsmanagements. Ihr Chef, der Finanzbeigeordnete Linnert, schweigt. Die beiden aktuellen Werkleiter des Theaters Erfurt schweigen. Die 14 anwesenden Stadträte haben keine Fragen.
Die Sitzungsleiterin ruft zur Abstimmung auf: 7 Ja-Stimmen, Null Nein-Stimmen, 7 Enthaltungen. Das Kontrollgremium, der Werkausschuss Theater, empfiehlt wortlos dem Stadtrat, den defizitären Jahresabschluss 2023 des Theaters Erfurt und weitere sehr fragwürdige Empfehlungen in der vorliegenden Drucksache zu beschließen.
Das stinkt doch gewaltig. Oder?
Was wird hier vertuscht und verschleiert?
Warum wird hier getrickst und geschwiegen?
Also alles paletti im Theater Erfurt?

Warum machen gewählte Stadträte aller Fraktionen dieses miese öffentliche Schauspiel mit?
Noch 9 Tage zuvor gab es 3 Stunden lang heftigen Streit und hartnäckige Nachfragen im städtischen Kulturausschuss zur Förderung von Kulturvereinen und Projekten. Da ging es im Einzelfall um Summen von 2.000 Euro. Das Theater Erfurt bekommt mehr als 20 Millionen Euro Steuergeld im Jahr, macht ein 4-Millionendefizit im Jahr 2023. Nachfragen? Gründe dafür? Nö. Bleibt alles unter der Decke.
Das stinkt doch gewaltig.
Nur mal zur Erinnerung. Das Millionen-Defizit des Theaters Erfurt ist seit 15 Monaten bekannt. Die desaströse Wirtschaftsführung der ehemaligen Werkleiter Montavon und Klepp-Pallas ist im Werkausschuss Theater vor einem Jahr öffentlich besprochen worden. Sie gipfelte in der Aussage der neu berufenen Werkleiterin Christine Exel: „Ein Controlling war im Theater gar nicht vorgesehen.“ Alles schon vergessen und vorbei, liebe Stadträte?
Wie verhält sich der Stadtrat in seiner nächsten Sitzung am 19. März zur „Black Box Theater Erfurt“? Dann soll über den defizitären Jahresabschluss des Theaters und die Wirtschaftsführung im Jahr 2023 insgesamt abgestimmt werden.
Ohne öffentliche Debatte?
Ohne öffentliche Nachfragen von Stadträten?
Die Steuern zahlenden Bürger, die Öffentlichkeit, haben ein Recht zu erfahren, wie verantwortungsvoll und oder verantwortungslos Theater-Millionen ausgegebene werden.