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Besuch bei Dürer

Draußen anstehen, drinnen dicke Luft bei Dürer.
Draußen anstehen, drinnen dicke Luft bei Dürer.

Anstehen vor dem Städel-Museum in Frankfurt/Main. Die Sonderausstellung „Dürer –Kunst, Künstler, Kontext“ lockt täglich Hunderte, an Wochenenden Tausende Besucher. Das Besuchermarketing ist richtig gut, die Ausstellung selbst und die Umstände des Besuchs sind weniger gut.

Wer vor 18 Monaten im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg die große Dürer-Ausstellung gesehen hat, entdeckt im Städel-Museum zwei herausragende Dürer-Werke, die das Anstehen lohnen. Der Heller-Altar ist komplett zu sehen, der Mittelteil ist eine gute Kopie, das Original ist verbrannt. Dürers „Betende Hände“ erscheinen gemalt, auf der linken Tafel, fast unauffällig. Die graphische Vorarbeit ist weltbekannt.

Die Ehrenpforte für Kaiser Maximilian I., auf 36 Bögen gedruckt, ist der größte, jemals angefertigte Holzschnitt mit über 200 Blättern, überwältigend in seiner räumlichen (fast drei mal vier Meter) und geistigen Dimension. Das ist für den Einzelnen nicht mehr im Ganzen überschaubar und in den Details nicht erfassbar. Hier hätte, neben dem Original, eine digitalisierte Präsentation der einzelnen Blätter und des Ganzen einen echten Mehrwert für den Besucher schaffen können.

Die zum großen Teil bekannten graphischen Folgen und Blätter Dürers sind oft irgendwie an die Wände drapiert. Das habe ich in Nürnberg und Meiningen 2012, in Weimar 1999 (mit einem wunderbaren Katalog „Meisterwerke der Druckgraphik“) viel besser präsentiert gesehen inklusive der beigefügten Informationen.

Bei dem Besucheransturm letztes Wochenende herrschte in den Ausstellungsräumen „dicke Luft“. Das Mikroklima war für Menschen wie für Kunstwerke richtig schlecht. Wird im Städel-Museum die Kunst dem Kommerz geopfert? Was sagen Leihgeber dazu? So eine gehypte Großausstellung mit ihren Begleiterscheinungen (anstehen an Kasse, Garderobe, für den Guide, im Café) hinterlässt bei mir ganz zwiespältige Eindrücke. (mip)