Den PR-Trick haben die Schreiberlinge durchschaut. Es ging nicht zuerst um die Kunst, sondern um die Kohle für das Deutsche Nationaltheater Weimar. Vier Millionen Euro zusätzlich müssen inszeniert werden, zumal mit einer neuen Hauptdarstellerin.
Die Orchesterwanne im Großen Haus und die Redoute als neue, alte Interimsspielstätte bekommen vier Mio. Euro Fördergeld von Bund und Land für die Sanierung. Die Stadt Weimar als Gesellschafter des Theaters bekommt das alles geschenkt, muss keinen Euro dazugeben.
Das DNT am Theaterplatz, das muss mal wiederholt werden, ist auf Sumpf gebaut. 2013 hatten wir in der Gegend Hochwasser. Der Grundwasserspiegel stieg. Täglich müssen aus der Orchesterwanne acht Kubikmeter Wasser abgepumpt werden. Da kommt so ein Förderprogramm genau richtig.
Der andere Scheck ist für die Redoute unterhalb des Ettersberges bestimmt. Die soll zeitweilig wieder eine Spielstätte des Theaters werden. Weil die Orchesterwanne saniert wird und das Große Haus einige Zeit nicht bespielbar ist. Und weil vier Millionen Euro ein guter Batzen Geld ist, war das die Gelegenheit für Babette Winter, die Schecks, pardon, Förderbescheide, vor der versammelten Journaille öffentlichkeitswirksam zu übergeben, damit die Schreiberlinge darüber berichten.
Babette Winter ist neu und spielt eine doppelte Hauptrolle. Sie ist Staatssekretärin für Kultur und Europa in der Thüringer Staatskanzlei im Kabinettsrang, das heißt, sie sitzt jeden Dienstag am Regierungstisch in der Erfurter Regierungsstraße. Als Staatssekretärin für Kultur ist sie neuerdings Aufsichtsratsvorsitzende der Theater GmbH (das ist jetzt verkürzt). Da kommt so ein schöner Auftritt sehr zu rechten Zeit und beginnenden Amtszeit.
Angesagt war heute Nachmittag (gruselige Zeit für aktuell arbeitende Journalisten) eigentlich das Pressegespräch zur Spielzeit 2015/16 des Deutschen Nationaltheaters Weimar. Darüber redeten Intendant Hasko Weber und andere wichtige Menschen vom Theater auch. Jeweils dreimal große Oper und Schauspiel soll es geben. Darüber berichten bestimmt die Kollegen heute und morgen in ihren Sendungen und Zeitungen ausführlich.
Ach ja, und „Die Meistersinger von Nürnberg“ am Theater Erfurt und dann am DNT kommen 2016 als siebte Neuproduktion, eine echte Koproduktion beider Bühnen. Nur die jeweiligen Orchester spielen am jeweiligen Ort. Was, wann und wo genau in Weimar saniert und inszeniert wird, das habe ich im Detail so nicht kapiert. Anderen Kollegen ging es ähnlich. Na ja, war ja auch sichtbar und hörbar improvisiert, das Pressegespräch zur neuen Spielzeit. Was Aufgeschriebenes dazu vom DNT gab es nicht.
Über die Redoute schreibe ich jetzt nicht mehr. Da erinnere ich mich sonst noch an wunderbare Inszenierungen und Gastspiele aus den 1990er-Jahren. In einem echten Russenkasino mit dem ganzen Charme und Lenin im Foyer (grüßt dort immer noch).