So ein Verbandstag der Journalisten in Thüringen wie morgen in Eisenach ist vergnügungssteuerpflichtig. Deshalb kommen so viele, die alle in einen Klassenraum passen würden.
Für unser Klassentreffen haben unsere Vorsitzende Anita, andere Vorständler und Kollegen ihren Kopf angestrengt und einen Zustands- und Zukunftsbericht geschrieben, der im Netz steht. Am Anfang ist gleich von einem „schwierigen Jahr“ die Rede. Drei Zeilen weiter steht „den Landesverband zukunftsfähig machen.“ Was für eine schöne Floskel.
Im Ernst, die Lage des Journalistenverbandes im Land und im Bund ist unübersichtlich, manchmal deprimierend und gruselig, weil die echten Fragen nicht gestellt oder die gestellten Fragen nicht beantwortet oder auf die lange Bank geschoben werden.
Der Journalistenverband Thüringen hat auf dem letzten Bundeskongress in einem maritimen Raumschiff in der Nähe von Hannover die drängenden Fragen Finanzen und Kooperation aufgerufen, einen Lösungsansatz angeboten. Die Delegierten haben zugestimmt. Das grüne Papier mit dem Aktenzeichen „F4“ ist in der Versenkung verschwunden. Dabei hat unser Landesgeschäftsführer Ralf ein Papier nachgeschoben, ohne Resonanz.
Ich will die Fragen mal zuspitzen und Thesen formulieren – aus der Sicht eines unwissenden, weil nicht in Gremien und Hinterzimmern kungelnden Mitglieds.
Der Verband im Bund und im Land muss dringend seine Strukturen reformieren. Brauchen wir noch die Doppelstruktur Bundesvorstand und Gesamtvorstand?
Brauchen wir in Bonn und Berlin Geschäftsstellen? (Anmerkung in eigener Sache: Vor ca. 20 Jahren war ich Mitglied eines Bundesgremiums, das in Berlin bereits Immobilien für eine Geschäftsstelle besichtigte.)
Brauchen wir so viele ständige Bundesfachausschüsse und ähnliche Gremien für alle möglichen und auch partikularen Interessen?
Eine Strukturreform ist Bedingung, um die Finanzen im Bund und in einigen Landesverbänden zu sanieren. Ja, es gibt „reiche“ Landesverbände, die sich gut ausgestattete Geschäftsstellen leisten können. Das ist gut für die Mitglieder vor Ort. Aber die Frage muss gestattet sein: Welche Aufgaben, Leistungen und Angebote für die Mitglieder können und müssen künftig gemeinsam erledigt werden? Über die Grenzen von Landesverbänden hinweg. Zum Beispiel alles, was mit Mitgliederverwaltung und notwendiger Bürokratie zu tun hat. Das muss nicht jeder Landesverband an der Backe haben.
Da sind wir beim Stichwort Kooperation. Landesverbände müssen künftig enger zusammenarbeiten. Zum Beispiel jene, die geografisch Nachbarn sind, mental und überhaupt miteinander können und wollen. Intern habe ich das „böse“ Wort schon mal genannt. Es wird Zeit für einen Ostdeutschen Journalistenverband im Deutschen Journalisten-Verband. Über dessen Struktur, Aufgabenverteilung und was da noch alles zu besprechen ist, muss jetzt nachgedacht und gehandelt werden. Ihr Vorständler im Osten bewegt euch – aufeinander zu.
Am Dringendsten scheint mir, die Kolleginnen und Kollegen auf diesem schwierigen Weg mitzunehmen, einzubinden, zu informieren, zu mobilisieren. Das ist verdammt schwierig, und ich habe auch keine Patentlösung dafür. Vielleicht ist ein Weg, die Lage in der Branche und in den Redaktionen so zu beschreiben, wie sie ist, wenn nötig ohne Quellenangabe. Es wird geklagt über alles mögliche. Weniger klagen, mehr informieren, für mehr Transparenz sorgen in unserer und über unsere Branche. Vielleicht ist das ein Weg.
Da gehören dann Fragen auf die Tagesordnung, die da und dort im Bericht des Vorstandes und in zwei Anträgen hervorblitzen.
Kommunikation. Wir brauchen dringend ein papiernes Informationsmedium, eine Verbandszeitung, auch in der digitalen Welt.
Junge Alte. Das sind jene aus dem Berufsleben ausgeschiedene Journalisten. Wir brauchen sie im Verband und müssen das deutlich machen. Wir brauchen sie nicht als Ersatztruppe für die aktuellen Interessen berufstätiger Kollegen. Die sollen mal selbst ran.
Neue Mitglieder gewinnen. Heidjes Antrag zielt genau in die richtige Richtung. Alle die hauptberuflich an einem journalistischen Produkt arbeiten und mitarbeiten, müssen künftig Mitglied im Verband werden können.
Zum Schluss DANKE an alle, die ihre Freizeit opfern, sich für die Branche einen Kopf machen und was bewegen wollen.
Wir müssen uns bewegen. Auf der langen Bank ist es so gemütlich. Aber wir müssen uns bewegen, um zu überleben. Wir sollten anfangen. (miplotex)