Die Kunst, über Stöckchen zu springen

Wo stehen die Kunstmuseen in Mitteldeutschland im Jahr 2024? Die sehr allgemeine Frage diskutierten 4 Museumsdirektoren und Innen auf Einladung von MDR Kultur im Kunstmuseum Moritzburg in Halle/Saale. Fazit: wenig Neues, oft langweilig.

Von links nach rechts: Erik Stephan (Kunstsammlung Jena), Barbara Steiner (Bauhaus Dessau), Anja Richter (Kunstsammlung Chemnitz), Thomas Bauer-Friedrich (Kunstmuseum Moritzburg Halle/Saale), Andreas Höll (MDR Kultur).

Zur Vorgeschichte: Im Sommer 2024 beteiligten sich ca. 16.000 Menschen (auf mdr.de steht 19.000) bei MDRfragt an einer (nichtrepräsentativen) Umfrage zum Thema Museum. 34 Kunstmuseen in Mitteldeutschland wurden ebenfalls befragt, 26 antworteten. Nicht antworten wollten, konnten, durften 3 Thüringer Museen: Angermuseum Erfurt, Kunstsammlung Gera, Meininger Museen. Nicht angefragt wurde von MDRfragt u. a. das Panorama Museum in Bad Frankenhausen, ein großes Kunstmuseum in einer Kleinstadt in Nordthüringen mit einem singulären, herausragenden Kunstwerk plus eigener Kunstsammlung.

MDR-Moderator Andreas Höll erinnert an das Blaubuch von Paul Raabe, es folgen langatmige Rückblicke seit 1989/90 auf das jeweilige Museum, nix Neues. Knallerfrage von Höll nach Kulturkämpfen, insbesondere die aktuelle nationale und internationale Aufregung über eine AfD-Anfrage im Landtag von Sachsen-Anhalt. Das Bauhaus in Dessau würde einseitig glorifiziert. Hm. Zu viel Aufmerksamkeit und MDR-Sendezeit für die AfD und ihre dumme Provokation? Müssen Medien und Öffentlichkeit über jedes hingehaltene Stöckchen springen?

Kunst und Künstler aus der DDR werden im Westen seit 1989 weitgehend ignoriert, Ausstellungen im Westen nicht angefragt. Stimmt, sagt Erik Stephan (Kunstsammlung Jena). In ostdeutschen Museen und Ausstellungshäusern werden sie gezeigt, so widersprüchlich, streitbar und umstritten sie waren und sind. Auch nix Neues.

Ankaufsetats für zeitgenössische Kunst und um Sammlungen zu ergänzen, zu profilieren. Die gibt’s in den Haushalten der Häuser nicht. Auch eine Binse. Geld gibt’s ab und zu vom Land und bei besonderen Ankäufen. Da finanzieren auch öffentlich-rechtliche und private Stiftungen, Sponsoren und Förderer. Aber die Wirtschaftskraft im Osten ist, wie sie ist. In Jena förderte Lothar Späth (Jenoptik) das letzte größere Kunstprojekt. Lang ist´s her.

Blaue Stunde in Halle/Saale. Vergebene Stunde bei MDR Kultur.

Am Ende der knappen Stunde könnte es spannend werden, wäre da noch Sendezeit. Museen und Sammlungen brauchen Platz, auch für neue Depots. In Halle an der Saale bauen sie tatsächlich ein neues Museumsdepot, verrät der Museumsdirektor nebenbei. In Chemnitz werden Kuratorenstellen deshalb wiederbesetzt, weil 2025 der Titel „Europäische Kulturhauptstadt“ schützt. Wie können sich Kunstmuseen dem jungen wie älteren Publikum noch mehr öffnen? Spannende letzte Frage. Kurze Antworten. Schade!

Nochmal das Podium vom 14. Oktober. Alle Fotos: miplotex

Eine knappe Stunde vergebene Sendezeit. Leider! Das Gespräch läuft irgendwann in den nächsten Tagen bei MDR Kultur. Der Sendetermin stand bei der Aufzeichnung noch nicht fest.

Transparenzhinweis:
Der Autor ist persönliches Mitglied im 7köpfigen Trägerverein des Panorama Museums Bad Frankenhausen und war 10 Jahre Pressesprecher des Museumsverbandes Thüringen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.

70 − 63 =

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.