Die Kultur- und Kunstszene von Erfurt heute vereint im Protest gegen den realen Kulturabbau. Ein Trauermarsch durch die Altstadt unter dem Motto „Empört euch!“
Vielen stinkt die Haltung, Blockade und Arbeitsverweigerung der Stadtverwaltung. Keine Atmosphäre pro Kultur, keine echte Kommunikation mit den Beteiligten und Betroffenen, angeblich kein Geld für Projekte und Förderung.
Wirtschaftswachtum, Steuern fließen wie nie, eine Arena für fast 50 Mio. Euro wird in Erfurt binnen 18 Monaten gebaut, für die letzten Herbst zusätzlich 7 Mio. Euro schnell im Stadtrat durchgewunken wurden.
Vielen reicht´s. Etwa 500 „Trauergäste“ demonstrierten heute Nachmittag. Die Initiatoren des Protestes inszenierten eine Beerdigung mit Trauerrede, Trauerzug durch die Stadt, mit Kondolenzen und Auferstehung der Königin Kultur.
Bemerkenswert für mich, wie viele Kulturschaffende aus der freien Szene, den städtischen Kulturinstitutionen, von Vereinen und Verbänden, von Kulturfreunden und Sympathiesanten sich in dem Protestmarsch zusammenschlossen. So einen Kulturprotest hat es seit Jahren nicht mehr in Erfurt gegeben.
Was mir fehlte war eine klare Botschaft der Kulturmenschen an die Verwaltungsspitze und den Stadtrat. Klare Ansagen und Aussagen, wie es weitergehen soll, welche Forderungen gegenüber Verwaltung und Lokalpolitik aufgemacht werden.
Erfurts Oberbürgermeister Andreas Bausewein ließ sich kurz blicken, einige Lokalpolitker ebenso. Ob sie den Protest so einfach an sich abperlen lassen? Ich befürchte das, weil Kultur in Erfurt nur eine kleine Lobby hat, weil Kultur im weiten Sinne in der Stadt nicht als ein Lebensmittel begriffen wird.
Hoffentlich täusche ich mich und der Protest bringt einen Prozess in Gang: für eine Atmosphäre kultureller Vielfalt, für eine bessere und echte Kommunikation mit allen Akteuren, die das wollen, für eine lebenswerte KULTURSTADT ERFURT.