„Nur das beiliegende Bändchen berechtigt zum Einlass.“ So steht es in Ihrer Einladung, … mehr lesen
Alle Beiträge von miplotex
Marke Bosch und Made in China
So ein Mist. Sechs Mal in drei Jahren die Hecke im Vorgarten geschnitten. Jetzt gibt das Teil den Geist auf. Reparatur zwecklos. … mehr lesen
Selbst schuld!
Zwei wunderbare Wochen in Italien: auch in Restaurants, Almenwirtschaften und Gartenlokalen gewesen. Wieder in Erfurt im Restaurant: wunderbare Pleite erlebt. … mehr lesen
Rebellisch „Baal“ 1982. Fröhlicher Tod 2003. Kultur flaniert 2014!
Das Schauspielhaus Am Klostergang ist ein emotional hoch aufgeladener Ort in Erfurt, verbunden mit Erinnerungen an Menschen, Inszenierungen, Begegnungen. … mehr lesen
Im Rausch im Museum zwitschern
Tweetup. Schon wieder so ein neumodischer Begriff, der auch in Museen und anderen Kultureinrichtungen auftaucht. … mehr lesen
SYNERGURA 2014: Fröhlich, berührend, unheimlich, schräg
Bilder eines einmaligen, internationalen Puppentheaterfestivals. … mehr lesen
Aliens, Jedermann, freundliche Menschen
#Erfurt überrascht mich immer wieder. So oder so. … mehr lesen
Klare Kante, weiße Farben, sichtbare Spuren
Darauf muss man erst mal kommen. Hinter der grauen, markanten Fassade verbirgt sich ein Museum, der Erweiterungsneubau des Deutschen Spielzeugmuseums Sonneberg. … mehr lesen
„Blütenlese der Zeichenkunst“
Was? Die wollen schon Bilanz ziehen? Sie feiern runde Geburtstage und bekommen eine Ausstellung „Unterm Strich“ im Angermuseum Erfurt. Sieben Künstlerinnen und Künstler aus Thüringen präsentieren neuen Handzeichnungen. Sehenswert. … mehr lesen
140 Zeichen oder mehr. Journalisten erzählen Geschichten
Bin ich bescheuert? Da sitze ich bei einer Lesung mitten im Publikum, fotografiere (nee, ich knipse) und zwitschere via Smartphone meine 140-Zeichen-Nachrichten plus Foto in die Welt. … mehr lesen
Neues wagen: Gesicht und Maske des Zeitgenossen
Beate Debus ist einem Geheimnis auf der Spur. Sie bekam dafür am 20. März in Weimar ein Kunststipendium des Freistaats Thüringen. … mehr lesen
Auf dem Weg zu einem Ostdeutschen Journalisten-Verband
Der Kollege sitzt in der Redaktion am Schreibtisch. Er kippt vom Stuhl. Herzinfarkt. Zwei Kollegen leisten erste Hilfe. Der Notarzt kommt. Der Kollege wird gerettet. Mittlerweile sitzt er wieder am Schreibtisch und arbeitet. … mehr lesen
Auf der langen Bank ist es so gemütlich
So ein Verbandstag der Journalisten in Thüringen wie morgen in Eisenach ist vergnügungssteuerpflichtig. Deshalb kommen so viele, die alle in einen Klassenraum passen würden. … mehr lesen
Neues wagen: Gesicht und Maske des Zeitgenossen
MDR Musiksommer 2014: Sehr spät, geheim und undurchsichtig
Seit Monaten warte ich auf das Programm des MDR Musiksommers 2014. Die Konkurrenz schläft nicht wie der MDR. … mehr lesen
Zwei Fragen, keine Antwort
Die Stadt Erfurt sucht einen Direktor der Geschichtsmuseen. Das Verfahren läuft seit August 2013. … mehr lesen
Erwischt beim Dilettieren
Herr Montavon wird jetzt freundlich gegrüßt
Gemeinsame Vorstellung heute Vormittag. Auftritt. Ansage. Abgang. Die Theater Erfurt und Weimar arbeiten künftig zusammen.
Ist das eine Nachricht von öffentlichem Interesse? Aber ja! Im städtischen Werkausschuss des Theaters Erfurt soll sogar Jubel ausgebrochen sein. „Im Anfang ist das Wort“, „Faust. Der Tragödie erster Teil“ kommt aus Weimar auf die Bretter des Theaters Erfurt. Das ist der Anfang am 15. Oktober 2014, wenn eine „neue Ära zwischen den Theatern beider Städte beginnt“, wie Erfurts Intendant Guy Montavon heute ein bisschen pathetisch plaudert. Sein Weimarer Kollege Hasko Weber spricht mit ernstem Ton von einer „Zusammenarbeit ja, unbedingt“ und sagt, „das muss man ausprobieren“.
Nach dem „Faust“ von Hasko Weber, einem Gastspiel mit fünf Vorstellungen, folgt der „Wallenstein“ von Weber in Kooperation mit Erfurt, gleich nach der Weimarer Premiere in Erfurt am 11. Februar 2015. Kooperation, das ist ein Schritt aufeinander zu. Das Budget wird aufgeteilt. Hasko Weber macht seine eigentliche Intention deutlich: „Wir wollen zusammen eine Produktion denken.“ Der nächste Schritt heißt Koproduktion.
Es geht nicht vordergründig ums Geld und wie viele Euro gespart oder künftig anders ausgegeben werden, wie einer aus der Medienmeute, dem ausgesuchten Publikum in Erfurt, den Intendanten einreden will. Es geht um die ernsthafte Absicht, eine Zusammenarbeit zu beginnen, die von beiden Häusern und den Menschen, die dort arbeiten, gewollt ist und akzeptiert wird. Und es geht darum, dem Publikum ein Angebot, zunächst in Erfurt, zu machen, das es bisher nicht gibt.
Die Künstler, die Kräfte hinter der Bühne, die Theaterleitungen gehen offen aufeinander zu, die Scharmützel der letzten 20 Jahre sind Geschichte. Bei Hasko Weber sowieso, Guy Montavon, das merkt man, leckt noch Wunden. Es geht auch um einen Mentalitätswandel und für Hasko Weber um die spannende Frage: Kommt Erfurter Publikum ins Erfurter Theater, wenn die Weimarer spielen? Ins Deutsche Nationaltheater Weimar fahren Erfurter Theatergänger, das war schon immer so. Aber, so Webers Hoffnung, kommt jetzt ein Erfurter Publikum ins Erfurter Theater, das sonst nicht den Weg nach Weimar findet?
Bis 2017, so lange läuft der Vertrag von Montavon, gehen die Gedankenspiele der beiden Intendanten. Eine gemeinsame Operninszenierung ist dabei, ein Austausch von Künstlern, aber die Orchester bleiben davon unberührt. Überhaupt, das macht Weber deutlich: „Die Identitäten beider Theater in ihren Städten ist unverzichtbar. Das ist ernst zu nehmen.“
Die Intendanten, das macht die kurze, gemeinsame Vorstellung am Vormittag deutlich, gehen ernsthaft, kollegial, ein wenig distanziert miteinander um, aber sie gehen aufeinander zu. Im Weimarer Theater, plaudert Herr Montavon dann doch noch aus dem Nähkästchen, werde er jetzt freundlich gegrüßt. (mip)
Nachtrag: Am 01.03.2014 veröffentlicht auf Papier und im Netz.
Sonnensucher: Wismutkunst in Gera – die Eröffnung
„Sonnensucher!“ und Schattenseiten
Von Kunst ist die Rede, nicht von Krise. Und nicht von den Schattenseiten, denn die Kunstsammlung Gera und die Museen der Stadt werden kaputtgespart.
In der Orangerie, Ort der Kunstsammlung Gera, drängen sich Hunderte von Gästen. Die Ausstellung „Sonnensucher! Die Kunstsammlung der Wismut – Eine Bestandsaufnahme“ wird eröffnet. Es ist wie bei einem Klassentreffen nach 25 oder mehr Jahren. Dutzende Besucher haben extra ihre Bergbau-Uniformen angezogen, sie begrüßen und erinnern sich. Die Wismut war und ist ihr Leben. Die zu eröffnende Ausstellung erzählt diese Geschichte und Geschichten in 150 Bildern, Grafiken und Objekten sowie auf langen Texttafeln.
Ist das Kunst? Das Vor-Urteil vom „Streitfall Kunst“ schwebt immer noch und immer wieder über jeder Ausstellung, die Bilder und Grafiken aus der DDR-Zeit ans Licht der Öffentlichkeit holt. Aber der distanzierte und differenzierte Blick auf Kunst und Künstler, auf die Umstände der Zeit und jenseits ideologischer Verklärung setzt sich langsam durch. Das Publikum kommt und schaut und diskutiert, manche Medien spitzen zu, Kunstwissenschaftler bewerten kritisch, aber sie verreißen oder verurteilen nicht mehr wie einst in der skandallösen Weimarer Schau 1999.
Renaissance von Kunst aus der DDR
Thüringens Kulturminister Christoph Matschie ist extra zur Eröffnung nach Gera gekommen, redet über die Renaissance von Kunst aus der DDR, die Identität stiftende Wismut-Sammlung und ein kulturelles Erbe, das es zu erhalten gilt. Er lässt sich, gemeinsam mit Geras Oberbürgermeisterin Viola Hahn und Wismut-Geschäftsführer Hardi Messing, vor dem monumentalen, propagandistischen Gemälde „Uran“ (1971) von Hans Hattop (1924-2001) fotografieren. Der Maler und Autodidakt aus Meiningen, nicht zu verwechseln mit seinem Onkel gleichen Namens, hat hier ein ideologisch aufgeladenes, im Stil des sozialistischen Realismus gemaltes, künstlich wirkendes Bild abgeliefert.
Ganz anders der Künstler Lutz R. Ketscher (geb. 1942 in Gera), dessen Bild „Schichtbus“ (1983), hinter dem Rednermikrofon des Ministers an der Wand hängend, eine andere Perspektive der Ausstellung deutlich macht. Müde, in sich zusammengesunkene Wismut-Kumpel im Bus. Dahinter rauchende Schlote inmitten der Bergbaulandschaft. Einzelne, aufflackernde Lichter. Mehrfache Spiegelungen durch das Fenster des Busses. Insgesamt eine düstere, melancholische Grundstimmung, die von dem Bild ausgeht. Beginnend in den 1970er-Jahren und danach noch stärker, werden Arbeitswelt und Arbeiter der Wismut kritischer, widersprüchlicher und vor allem künstlerisch (nicht künstlich) reflektiert.
Geschichte und Gegenwart künstlerisch hoch verdichtet
Die Ausstellung „Sonnensucher!“ war zuvor unter dem Titel „Schicht im Schacht“, in einer anderen Werkauswahl, in der Neuen Sächsischen Galerie in Chemnitz zu sehen (Freies Wort berichtete), dort mit 6.500 Besuchern die erfolgreichste Schau der letzten zehn Jahre. In der kleinteiliger strukturierten Orangerie in Gera hängen mehr Gemälde, sind vor allem Künstler aus der näheren Region präsent. Wichtige Schlüsselwerke sind vertreten wie Bernhard Heisigs Historiengemälde „Die Geraer Arbeiter am 15. März 1920“ (1960/1984). Oder der „Boxer in den Seilen“ (1983) und weitere Bilder von Alexandra Müller-Jontschewa (geb. 1949, lebt in Weida), die Geschichte und Gegenwart künstlerisch hoch verdichtet gestalten.
Die grafischen Arbeiten in der Ausstellung scheinen etwas unterbelichtet präsentiert, aber hier kommt in der Regel die Kunst zu ihrem Recht. Die Künstlerliste umfasst viele Namen, die in der DDR gehandelt und geschätzt wurden, von den großen Leipziger bis zu den verbotenen Chemnitzer Künstlern.
Prekäre Lage der Museen in Gera
Was ist mit Krise in Gera, mit den Schattenseiten der „Sonnensucher“? Ein Indiz: Die Ausstellung ist fünf Tage die Woche nur 25 Stunden geöffnet. Normal waren bisher sechs Tage und 42 Stunden. Die Stadt muss mehr als 100 Millionen Euro binnen zehn Jahren einsparen, die Kultur muss das auch ausbaden. Die eintägige Schließung aller Museen und der Kunstsammlung in Gera am 7. November 2013 (geplant war viel länger) sorgte für einen Aufschrei in Deutschland und ein negatives Image, das Gera anhängt. Das sagt der Chef des Fördervereins der Kunstsammlung Ulrich Schütt. Der Einspareffekt durch verkürzte Öffnungszeiten sei gering und nicht lange durchzuhalten, meint er. Minister Matschie und OB Hahn verlieren kein öffentliches Wort über die Begleitumstände der Ausstellung und die prekäre Lage der Museen in Gera.
Kunst- und Museumslandschaft muss rekultiviert werden
Im Gegenteil. Sie wollen, dass die Sammlung Wismut-Kunst, rund 4.200 Werke, in Gera eine Heimstatt bekommt, wie OB Hahn zur Ausstellungseröffnung betont. Dabei soll das Museum für Angewandte Kunst Gera komplett geschlossen werden. Frei werdende Personalstellen in den Museen werden schon lange nicht mehr wieder besetzt, sie werden kaputtgespart. Einen Plan hat die Otto-Dix-Stadt nicht, wie sie mit ihren Museen, Sammlungen und Häusern umgehen will.
Die Wismut GmbH wirbt mit „Neuen Perspektiven. Für Mensch und Umwelt“ und rekultiviert die geschundene Landschaft. Die Kunst- und Museumslandschaft in Gera muss auch rekultiviert werden. (mip)
Ausstellung in der Orangerie Gera, Orangerieplatz 1
Laufzeit bis 21. April 2014
Geöffnet Mi-So und feiertags 12-17 Uhr
Umfangreiches Begleitprogramm mit Führungen, Vorträgen, Filmen und Diskussionen:
Informationen über Dresdner Institut für Kulturstudien e. V.
Telefon: 0160-94804042 | E-Mail: claudia.petzold@tu-dresden.de
Empfehlenswerter Katalog zur Ausstellung:
224 Seiten; 241 Abbildungen; 19,90 Euro